Der Norden Marokkos

Römische Ruinen im Norden Marokkos

 

Volubilis

Wer die Ruinen von Karthago in Tunesien bereits kennt, das staubige Leptis Magna in Libyen, Baalbek im Libanon oder  Palmyra in Syrien besuchen durfte, wird überrascht sein, was einen in dem weitläufigen Ruinenfeld von Volubilis erwartet. Es ist nicht der Eindruck der nackten Steintrümmer, der bleiben wird, es ist die Natur, die diese Ansammlung von eher unscheinbaren Fragmenten einer lange vergangenen Kultur einbettet. Der fruchtbare und feuchte Norden Marokkos lässt hier nahezu ganzjährig üppiges Grün und ein farbenprächtiges Wildblütenmeer wuchern. Mittendrin erheben sich so fragil anmutende Ruinen, wie das nördliche Tanger-Tor, eines der 8 Stadttore in der fast 3 Kilometer langen Stadtmauer.

Römische Ruinen im Norden Marokkos

Reste unscheinbarer Steine liegen überwuchert da. Im 17. Jahrhundert wurde Volubilis als Lieferstätte schöner Steine für die neue Hauptstadt Meknès ausgebeutet. Die längst vergangene Kultur hatte für die Herrscher der Alouiten Dynastie keine Bedeutung. Die Römer waren schließlich die Ungläubigen.

Am Stadttor Bab Mansour in Meknès geben korinthische Säulen gemeinsam mit den künstlerischen Elementen islamischer Architektur ein einzigartiges Bild ab.

 

Chefchaouen

 

Chefchaouen

Der Song Marrakesh Express von Crosby, Stills & Nash symbolisiert für viele noch die Zeit, als Marihuana Mitte der 60iger aus Marokko kam. Tatsächlich gibt es im Norden Marokkos, im Rif Gebirge immer noch Anbau des Krauts. Besucher des rund 600 Meter hoch, zwischen zwei Bergen gelegenen Orts Chefchaouen werden das Gefühl nicht los, mindestens einen Joint geraucht zu haben. Im Licht der Morgensonne ist alles blau. Blau ist die Farbe, die den Bösen Blick abhält. Blau ist die heilige Farbe der Berber. Die Stadt ist den Berbern heilig. Entsprechend sind nahezu alle Gebäude blau getüncht.

Man muss diesen 40.000 Seelenort, der auch nur Chauen oder sogar Xauen genannt ist auf seiner Rundreise durch Marokko nicht unbedingt gesehen haben, aber es wäre gut.

Auf dem Platz der Kasbah Dar el Makhzen wimmelt man diejenigen ab, die einem unbedingt, völlig unverbindlich und selbstverständlich kostenlos die Sehenswürdigkeiten des Orts zeigen möchten, trinkt eine kalte Cola oder einen heißen, kleinen Tee und lässt sich von den Spatzen beäugen, ob man nicht eventuell etwas von seinem frischen Sesamgebäck abgeben möchte. 20 Minuten dasitzen und etwas auf sich wirken lassen, was man in den anderen Orten seines Marokkoaufenthalts nicht mehr erleben wird: Innere Ruhe.
Danach bekommt man Le Cascade, die neu eingefriedete Quelle gezeigt, eine von sehr vielen Quellen dieses Orts, die sehr malerisch vom wild, grün bewachsenen Felsen in sein Becken rauscht. Je nach Jahreszeit stärker oder schwächer.

 

Autor: Simone Pawlitz

Färberei in Fes

Ouezzane

Wer ein Faible für Religionen und Ethnien hat  wird in Ouezzane auf seine Kosten kommen, etwas über jüdische und islamische Verständigung lernen, nach den grünäugigen Berbern Ausschau halten und beseelt vom Eindruck dieser heiligen Stadt weiter die berauschenden Serpentinen des Rif Gebirges in Richtung Fes fahren.

Fes

Fes, einst die erste der marokkanischen Königsstädte hat ihren Namen verdient. Im Arabischen heißt Fes nämlich Geld. Und wer als Besucher keine Lust hat die angeblich 800 Moscheen der Stadt zu suchen, die vielen Mausoleen und Grabstädten ihm völlig unbekannter und auch relativ uninteressanter Berühmtheiten Marokkos zu besuchen, der soll sich trotzdem auf seinen Reiseführer verlassen. Einfach die Ohren zuhalten und die Pracht der Baukunst bestaunen. Dabei darf man ruhig registrieren, wie einem vor Staunen der Unterkiefer nach unten fällt. Bäder, Brunnen, ja selbst profane Parkbänke sind pracht- und prunkvoll verziert, bieten bunt glasierte Mosaiken, reichen, goldenen Zierrat, sind liebevoll gepflegt und sauber. Und ganz zu schweigen von den Toren der Stadt, die Fassaden der Gebäude. Und selbst die Türen zu den Färbereien, zu den riesigen Fabriken, wo Wolle und Leder gefärbt wird, sehen aus, als würde man dahinter Paläste aus Tausend und Einer Nacht erwarten dürfen.

Meknes

Meknes

In Fes entscheidet man sich, ob man ostwärts Richtung Taza fährt, oder der Straße nach Meknes folgt. Gut, links und rechts reihen sich Weinanbaugebiete. Aber Meknes ansich, die eine der 4 Königsstädte Marokkos ist, bietet nur ein imposantes Bauwerk am Platz EI Hedim, das Bab EI Mansour, Marokkos schönstes und berühmtestes Tor. Dort hielt man im 18. Jahrhundert Gericht und präsentierte öffentlich die Köpfe der Delinquenten, bis diese genug Schrecken verbreitet und die Macht der damaligen Herrscher genügend demonstriert hatten.
Karl May Freunden sei noch das Tor des Windes, Bab er Rih empfohlen, dem namensähnlichen Bauwerk des Pferdes Ben Rih, „Sohn des Windes“ von Kara Ben Nemsi. 

Wüste in Marokko

Taza

Wer sich in Fes entschlossen hat, Richtung Osten abzubiegen, hat meines Erachtens nach die bessere Wahl getroffen. Theoretisch bis auf seine große und innen, so sagt man, prachtvoll ausgestattete Moschee, in die Christen überhaupt keinen Zugang haben, ist der Ort Taza uninteressant. Aber die Umgebung von Taza hat es in sich.

Der Nationalpark rund um den Djebel Tazzeka strotzt vor Sehenswürdigkeiten. Natur pur! Wasserfälle, Korkeichenwälder und das weltberühmte Grottensystem Gouffre de Friatou. Bis 250 Meter tief kann man mit Führer in das verzweigte System von Stalagmiten und Stalagtiten vordringen. Ein weiteres, noch verzweigteres Grottensystem Daia du Chicker wird gerade für den Tourismus erschlossen, ist allerdings schon für entsprechend, alpin ausgerüstete Besucher geöffnet. 

Quarzazate


Hier wurde der Film „Königreich der Himmel“ gedreht. Die Stadt ist gleichzeitig der Ausgangspunkt der Marathonstrecke für Wüstenliebhaber. Eine ganze Reihe von Hotels sind hier entstanden. Sie geben dem Besucher die Möglichkeit die Garnisionsstadt der französischen Fremdenlegion mit seinen labyrinthischen Kasbah Taourirt und den schneebedeckten Ausläufern des Atlasgebirges zu besichtigen.